Zwölf Genussradler wagten sich kürzlich auf die als mittelschwer gekennzeichnete Tour durch den Odenwald. In 3 Tagen ging es rund 220 km auf den unterschiedlichsten Untergründen und Wegen in ständigem Wechsel bergauf und bergab. Das Wetter spielte trotz schlechter Voraussagen diverser Wetter-Apps mit – am Sonntag zeigte sich sogar lange Zeit die Sonne.
Als Entschädigung für die teilweise sehr anstrengende Strecke gab es jedoch einige – wie bei den Genussradlern gewohnt – kulinarische und kulturelle „Genusspunkte“.
Schon wenige Kilometer nach dem Start in Michelstadt wurde das Deutsche Elfenbeinmuseum in Erbach besichtigt, wo es eine Menge kunstvoll geschnitzte Exponate aus echtem Elfenbein zu bewundern gab. Als Folge der seit 30 Jahren geltenden Einfuhrverbote werden nur noch Reste von Elefanten-Elfenbein verarbeitet, die 12 verbliebenen Schnitzer in Erbach (von früher über 1000!) sind deshalb auf Mammut-Elfenbein aus Russland und Tagua-Nüsse aus Mittelamerika umgestiegen.
Nach einer kurzen Mittagspause in einer urigen Bikerkneipe am Weg ging es einige Kilometer permanent bergauf bis kurz nach Beerfelden und danach kilometerweit auf Waldwegen hinunter ins Neckartal nach Hirschhorn. Vorbei an der beeindruckende Burg Zwingenberg ging´s am Neckar entlang nach Mosbach, dem 1. Etappenziel.
Nach dem Frühstück starteten die Radler schön früh in Richtung Buchen und radelten danach ein Stück auf dem Grünkern-Radweg nach Altheim. Das kleine Dorf besitzt heute noch eine Menge Grünkerndarren und ein Grünkernmuseum, das von einem sehr aktiven Verein betreut wird. Auf uns wartete aber vor dem Museumsbesuch mit Videopräsentation ein Geschmackserlebnis der besonderen Art: Frau Mechler hatte für uns in ihrem Wohnzimmer den Tisch reichlich gedeckt. Nach einer köstlichen Grünkernklößchen-Suppe wurden wir mit einem Brotaufstrich, einem Salat und einem erfrischenden Dessert – alles aus/mit Grünkern – verwöhnt. Inzwischen haben einige Radlerinnen schon die ersten Rezepte nachgekocht…
Anschließend ging´s weiter – natürlich bergauf und durch eine Baustelle im Wald – nach Walldürn. Dort konnte die berühmte Wallfahrtsbasilika mit dem Blutaltar besucht werden, bevor der Radweg tatsächlich bergab nach Amorbach, unserem 2. Etappenziel, führte. Die Räder wurden erst standesgemäß untergebracht (in ehemaligen Kutschenremisen im Schloss) und die Akkus versorgt, bevor die Zimmer in Emich‘s Hotel bezogen wurden.
Der Sonntag begann mit einem fantastischen Frühstück und dann ging´s auf die Räder. In Miltenberg waren die Straßen noch wie ausgestorben und so konnten wir vom Rad aus die herrlichen Fachwerkhäuser und geschmückten Plätze bewundern. Bald führte der 3Länder-Radweg aber durch Industriegelände, dann durch viele Campingplätze am Fluss und an einer der wenigen Schiffswerften vorbei, die noch Frachtschiffe bauen. Unser Ziel, Michelstadt/Odenwald, erreichten wir rechtzeitig, so dass noch Zeit für einen Kaffee oder ein Eis blieb, bevor der eigentliche Höhepunkt der Tour bevorstand.
Pünktlich um 14:30 Uhr begann dann die gebuchte kulinarische Stadtführung. Frau Conrad zeigte uns als Erstes das „älteste deutsche Rathaus“ und lud uns im Ratssaal zu einem zünftigen Schoppen Äppelwoi ein. Nach vielen interessanten Informationen über die Stadt und deren Geschichte, die Frau Conrad sehr unterhaltsam und schlagfertig präsentierte, wartete im Café „Midde noi“ eine Überraschung in Form einer leckeren Vorspeise und der singenden Café-Besitzerin Herta. In bester Laune ging die Führung durch die Stadt und div. Gärten weiter bis zum Hotel/Restaurant „Drei Hasen“. Dort wartete die Hauptspeise auf uns – pikantes Gulasch in kleinen Kupferpfännchen über offenem Feuer und ein Becksteiner Tauberschwarz – von der Chefin persönlich serviert!
Fehlte also nur noch das Dessert. Das gab´s dann nach einem weiteren kurzen Spaziergang im Café Siefert, das zu den renommiertesten und am höchsten dekorierten Konditoreien in Deutschland gehört. Im „Weltmeistercafé“ überreichte Bernd Siefert, der 1997 Weltmeister der Konditoren und 2015 Weltmeister aller ehemaligen Weltmeister wurde, jedem eine Praline und gab eine Probe seiner Fingerfertigkeiten bei der Herstellung kleiner Marzipanfiguren. Auf den Weg gab es noch eine Kugel Eis – z.B. so ausgefallene Sorten wie Schokolade mit Wacholder. Es war spitze!!!
Am späten Nachmittag wurden die Räder wieder auf den Anhänger verladen und der Heimweg angetreten. Die Strecken waren wegen der Topografie nicht ganz einfach zu fahren, aber die Radwege waren meist (außer den „illegalen Abschnitten“) sehr gut beschildert und in ausgezeichnetem Zustand. Insofern waren alle vom Odenwald sehr angetan und man kann davon ausgehen, dass sich der eine oder andere Genussradler/Genussradlerin wieder dorthin „verirrt“.